Altes wahren – Neues wagen
Die Aula ist auch im Zuge des Ganztages gebaut worden, der an drei Tagen an der Josef-Annegarn-Schule stattfindet.
Die Aula ist auch im Zuge des Ganztages gebaut worden, der an drei Tagen an der Josef-Annegarn-Schule stattfindet. Foto: Rohling
 
Bergfest an der Josef-Annegarn-Schule (JAS). Denn drei Jahre ist es nun her, dass der erste Jahrgang der sich noch immer entwickelnden Sekundarschule, eingeschult worden ist. „In drei Jahren ist der Prozess dann abgeschlossen. Denn dann verlassen uns unserer letzten Schüler der Verbundschule, bestehend aus Haupt- und Realschule“, blickt Schulleiter Andreas Behnen in die Zukunft. Für ihn ist es bereits der zweite Transformationsprozess an der Schule, hat er doch die Entwicklung der JAS von einer reinen Hauptschule hin zu einer Verbundschule bestehend aus einer Haupt- und einer Realschule begleitet und abgeschlossen.

In den vergangen drei Jahren ist bereits viel passiert. „Wir lernen ja auch ständig dazu, regulieren nach und optimieren die Sekundarschule ständig“, erklärt der Schulleiter. „Uns war von Anfang an klar, dass wir unseren guten Ruf halten wollten. So war und ist das Motto von uns: Neues wagen und dabei altes wahren.“ Dabei sollten weder die Schüler, noch das Kollegium auf der Strecke bleiben. Um das zu erreichen, haben die Verantwortlichen auch intensiv auf die betroffenen Eltern gehört. „Die mussten sich mit dem Konzept der Ganztagsschule und Mittagsbetreuung ja auch erstmal vertraut machen“, sagt Behnen. „Wir haben uns am Ende der Gespräche mit allen Beteiligten und Betroffenen deswegen auf den Minimalkonsens geeinigt.“ Der sieht vor, dass an drei Tagen in der Woche die Schule bis 15 Uhr geht. „Wir bieten darüber hinaus die Möglichkeit an, dass Kinder bis 16 Uhr in der Schule betreut werden. Ein Angebot, was derzeit aber nur zehn von den insgesamt 280 berechtigen Schülern annehmen.“

Eine ganz andere Herausforderung ist die sogenannte Binnendifferenzierung innerhalb des Klassenverbundes. Waren diese in der Verbundschule mehr oder weniger homogen, sitzen in der Sekundarschule Kinder mit einer Haupt- und Realschulempfehlung sowie welche mit besonderem Förderbedarf und auch einige mit einer Gymnasialempfehlung in einer Klasse und lernen. „Diese Herausforderung mögen Kollegen der Grundschulen jeden Tag haben, für uns war das erstmal etwas völlig neues“, erinnert Behnen, der stolz ist, dass das Kollegium diese Aufgabe so gut gelöst hat. „Hier haben wir als Schule auch am meisten gelernt. Dem Team war es immer wichtig, allen möglichst gerecht zu werden. Dafür mussten sich die Kollegen auch neu organisieren und noch enger zusammenarbeiten und sich besser abstimmen. Aber wir haben das sehr gut hinbekommen.“

Das Thema Inklusion hingegen machte dem Team um den Schulleiter so wie im selbst bisher wenig Kummer. „In Ostbevern war und wird Integration schon seit langem großgeschrieben, gelebt und gelehrt. Die Schule, damals noch eine reine Hauptschule, war eine der ersten, landesweit betrachtet, die erkannt hat, dass Kinder mit Einschränkungen nicht zwingend dort besser aufgehoben sind, wo sie unter vermeintlich ihres Gleichen sind, sonder sich dort besser entwickeln, wo ihre Freunde sind. Man kann sich herrlich über das Thema Inklusion streiten, aber bisher haben wir hier vor Ort das alles sehr gut hinbekommen“, sagt er und bedauert, dass die aktuelle Landesregierung Schwerpunktschulen für Inklusionskinder schaffen will. „Das mag wirtschaftlich sinnvoll sein. Ich bezweifele aber, dass das auch den Kinder zu Gute kommt.“

Eine ganz andere Herausforderung war dagegen der Nachmittagsunterricht. „Niemanden, vor allem nicht den Schülern, ist damit geholfen, wenn nach einem langen Tag auch noch die Hauptfächer anstehen. Dann sind alle groggy. Deswegen versuchen wir dort unter anderem möglichst viel Sportunterricht stattfinden zu lassen.“ Das Problem war nur, dass um diese Zeit die Kitas in den Sporthallen waren. „Traditionell nutzen wir die Hallen vormittags, sie nachmittags. Da mussten wir erstmal eine Lösung finden, mit der alle gut leben können“, nennt der Schulleiter eine der Herausforderungen der Vergangenheit.

Eine ganze neue Situation wird das Kollegium erst noch kennenlernen. Denn neben der Aufteilung der Schüler in G- und E-Kurse, Grund und Erweiterungskurse, in den Hauptfächern, wird es für die Schüler einen zweiten Wahlpflichtbereich geben. „Dieser ist insbesondere für all die wichtig, die sich die Option auf das Abitur offenhalten wollen. Wir überlegen unter anderem, dann Spanisch an unserer Schule anzubieten. Aber wir sind da noch mitten in der Planung“, erklärt der Schulleiter. Doch neben dem dann entstehenden Raumproblem für die weiteren Differenzierungskurse (WN berichteten) stehen insbesondere die Klassenlehrer vor einem Problem. Denn der Klassenverband wird sich unweigerlich immer mehr auflösen, wenn die Schüler in ihren Wahlpflichtfächern eins und zwei sowie in die E- und G-Kurse gehen, um am Unterricht teilzuhaben. „Das ist eine pädagogisch anspruchsvolle Aufgabe, die da auf uns zukommt. Derzeit überlegen wir, die Klassen dann mit einer Doppelspitze zu besetzten. Die Kollegen müssen dann aber so eingeteilt werden, dass sie immer möglichst viele ihrer eigenen Klasse dann auch in den Kursen sitzen haben“, um schreibt Schulleiter Andreas Behnen die Herausforderung. Aber auch diese, ist er sich sicher, wird das Team am Ende gut gemeistert haben. . .

Quelle:

WN (

Freitag, 12.10.2018, 22:00 Uhr